Ergebnisbilanz der deutschen Bergläufer/innen

Nadia Balcarczyk hat zurecht die gute Platzierung mit dem 6. Rang verdient. Sie trainiert sehr fleißig und scheut keine Wettkämpfe. Allerdings in der Weltspitze ist sie nicht angekommen. Diese Aussage ist „Gogolores“ und das weiß Nada besser. Zum Einen waren so einige Weltklasse-Juniorinnen nicht am Start, zum Anderen ist die Zeitdifferenz zur Siegerin Michaela Stranska 1:40 Minuten, was bei ca. 4,1 Km nicht gerade wenig ist.

Als sehr ansprechend würde ich den 11. Platz vom Junior Luca Hilbert bezeichnen, was aber mit Verlaub auch nur der Platzierung geschuldet ist, auch hier ist die Differenz zum Sieger aus der Türkei Ferhat Bozkurt über 3 Minuten. Aber für den ersten Einsatz akzeptabel.

Die selbe gute Platzierung gilt für Domenika Mayer mit den 10. Rang. Sie war aber 2,5 Minuten hinter der Siegerin Emily Collinge aus GBR. Zusätzlich muss man berücksichtigen, dass die besten Läuferinnen nicht am Start waren, wie z.B. die beiden Weltmeisterinnen Andrea Mayr und Martina Strähl, Sabine Rainer, Susanne Maier, Melanie Noll sowie eventuell Monique Siegel oder Julia Viellehner usw. Auch sie hatte ihren ersten Einsatz. Im Flachen ist sie schnell, bergab liegt ihr weniger.

Die Männer haben die Erwartungen überhaupt nicht erfüllt, selbst im Team nicht.
Dominant sind natürlich in dieser Disziplin bergab die Italiener, die auch auf dieser Strecke mehrmals trainierten. Überrascht hat mich aber Ahmet Arslan aus der Türkei mit dem 3. Rang, der letztes Jahr bei der EM nicht überzeugen konnte.
Nun zu den Deutschen: Die Zeitabstände zeigen gnadenlos auf welchen Stand wir in Europa sind.
Sechs, acht und neun Minuten Differenz zu den Siegern.
Was haben sie falsch gemacht? Nichts, sie können nicht bergab laufen und es gab keinerlei Qualifikationen für diese Strecke, denn dann hätte man das Debakel im Vorfeld schon erkennen müssen. Außerdem müssen wir nicht überall mit mischen bei allen internationalen Meisterschaften, wenn man damit rechnen kann/muss, dass nichts dabei raus kommt, vorsichtig formuliert.

Die deutsche Fachabteilung Berglauf wird es auch in Zukunft nicht leicht haben an die europäische Spitze aufzuschließen.
Zu unterschiedlich sind die Befindlichkeiten, obwohl wir Talente haben/müssten bei einer 80 Millionen Bevölkerung. Nur, wenn die Leichtathletik schon nicht mehr gefragt ist, dann fällt der Berglauf ganz bestimmt in die Gletscherspalte, bis auf Ausnahmen.
Mediale Präsenz, was nachhaltig zu Sponsoren führen könnte wird dadurch erschwert und ist nicht zu erwarten.
Wir haben nicht genügend kompetentes Führungs Personal für den Berglauf und viel zu viele Entscheidungsträger.

Helmut Reitmeir

Apropo Ergebnisse: Dass die italienische Mannschaft mit 10 Medaillen wieder alles abräumte verwundert nicht, sind teilweise auch Profis. Niemand verlangt von Athleten die berufstätig sind dieselben Leistungen. Für mich überraschend der 3. Rang vom Türken Ahmet Arslan aber auch vom Schweizer Christian Mathys Platz 8 - etwas enttäuschend der Vize-Europameister 2015 aus der Schweiz David Schneider auf Platz 22. Simon Lechleitner aus Österreich noch auf den 18. Rang.
Allerdings die letzten vier im Einlauf mit einer Zeitdifferenz zu den Siegern von 17 - 21 Minuten ist einer Europameisterschaft nicht würdig.
Das kommt daher, dass im Vorfeld, wie z.B. bei der Leichtathletik keinerlei Zeitqualifikationen vom Europäischen-bzw. WMRA Verband verlangt werden,
ja nicht einmal vom nationalen Verband, jedenfalls nicht in Deutschland und soviel ich weiß auch nicht in Österreich und der Schweiz. Jetzt werden so Einige gleich sagen, das geht beim Berglauf nicht. Richtig, nicht wie z.B. beim Marathon usw. da gibt es eine Olympianorm sowie eine nationale Zeitnorm, weil jede Leichtathletische Disziplin exakt vergleichbar und messbar ist. Berglauf ist Breitensport und keine LA-Disziplin.
Beim Berglauf kann man dies auf Referenzstrecken z.B. beim Osterfelder Berglauf ausloten, aber bei einem Dorf-Hügellauf ist das nicht möglich, da könnte man nur 10 000 Meterzeiten vorschreiben. Wie geht dann der nationale Verband aus Israel oder Malta vor.
Einen "Berg" haben sie nicht. Somit trudelt der Letzte über 20 Minuten ins Ziel.

Noch brutaler spielte sich das bei den Frauen ab. Die Siegerin aus GBR, Emily Collinge lief in 43:41 Minuten, die letzten vier aus San Marino benötigten bis zu 35 Minuten länger (1:19:21 Std.) und das bei nur 8,5 Km. Das hatte wohl eine Dorfbesichtigung-Charakter. Wie soll unter solchen Vorraussetzungen Berglauf Olympisch oder überhaupt eine Resonanz finden? Welcher TV Sender oder Reporter berichtet davon?

Helmut Reitmeir