und hier die Antwort vom deutschen Vizepräsidenten für den Breitensport Dr. Matthias Reick

Lieber Alfred,

vielen Dank für deine Email.
Deine/unsere Enttäuschung das die Leichtathletik mit allen ihren Facetten in diesem Jahr nicht wie gewohnt stattfinden kann ist sehr wohl verständlich. Auch ist mir/uns bewusst, das die Hoffnung zuletzt stirbt.
Aber, und dieses sage ich auch als Mediziner, kann ich es mir nicht vorstellen, ruhigen Gewissens Veranstaltungen durchzuführen, in der die Abstandsregeln nicht sicher eingehalten oder kontrolliert werden können.
Die Grundlage der Gefährdung durch das Virus, ausser das man die Gefährdungslage etwas besser versteht, hat sich ja bisher nicht verändert.
Ich verstehe daher auch nicht, wie die Schweiz und wohl auch Österreich die Abstandsregel ruhigen Gewissens aufheben können. In Deutschland gibt es ja gerade jetzt erneut deutliche Beispiele der exponentiellen Fallzahlsteigerung bei Gruppen,
wo die Distanzregeln nicht beachtet wurden.

Das Risiko wird sich wohl erst dann reduzieren, wenn ein Impfstoff oder ein gesicherter Grad einer gewissen Durchseuchung erreicht ist.
Ein verantwortungsvolles Handeln, insbesondere eines deutschen Fachverbandes, kann nicht auf dem Prinzip Hoffnung basieren. DM sind immer eine Ansammlung von Personen von überregionalem Charakter, und konstatieren damit eine
deutlich höhere Gefahr des breiten "Streuens". Unsere Mitarbeiter im DLV in Zusammenarbeit mit dem medizinischem Kompetenzteam des DLV haben und werden die Entwicklung weiter engmaschig begleiten und entsprechende
Handlungsempfehlungen unter Berücksichtigung der allgemeinen Bundesbehördlichen Vorgaben formulieren. Regionale Auflagen können in einer solchen Empfehlung nicht mit berücksichtigt werden.

Als DLV haben wir uns aus diesen Abwägungsgründen dazu entschieden, verantwortungsbewusst zu handeln und den Gesundheitsaspekten gegenüber dem Prinzip Hoffnung Vorrang einzuräumen.
Es macht sicherlich zunächst erst einmal mehr Sinn, im regionalen Bezug, soweit ggf. erneut möglich, Erfahrungen mit bestimmten Wettkampfformaten zu sammeln und damit einem möglichen gesundheitlichen Gefährdungspotential besser
begegnen zu können.
Mit dieser Entscheidung des Präsidiums besteht damit für alle Athleten*Innen und Veranstalter Planungssicherheit für 2020.
Das ist insbesondere für alle Athleten*Innen sicherlich ein wichtiges Signal und gibt ihnen eine gewisse Planungssicherheit,
erinnern wir uns doch alle auch an den auch psychisch belastenden Zeitraum, bis das IOC letztendlich, auch durch den Druck der Athleten, sich zu einer Entscheidung hat durchringen könen.

Viele Athleten empfanden die Entscheidung, so tragisch sie ist, dann aber auch als befreiend. Sportliche Vergleiche können
und werden ja in s.g. virtuellen Vergleichswettkämpfen und hoffentlich auch kleineren Veranstaltungsformaten
bis Ende des Jahres wieder möglich sein. Um das grosse Engagement der Veranstalter DM zu würdigen, wird den Ausrichtern der in 2020 geplanten DM angeboten, soweit möglich diese Meisterschaft in 2021 auszurichten.

Lieber Alfred, du hast mich auch persönlich angesprochen. Natürlich ist es mein größter Wunsch, das sich insbesondere auch die Wettkampfformate, die Verbandspolitisch in meinem Verantwortungsbereich liegen, positiv
entwickeln und eine breite Öffentlichkeitsaufmerksamkeit erreichen. Oben genannte Gründe, insbesondere der Wunsch die Gesundheit aller Beteiligten, mit der Möglichkeit sich auch in Zukunft dem Sport, den wir alle so lieben,
engagiert und leistungsbewusst zu widmen, nicht zu gefährden hat mich dazu bewogen, diesem Vorgehen aus voller, auch meiner medizinischen, Überzeugung mitzutragen. Eine DM ist eine Meisterschaft des DLV für das ein
Gesamthaushalt erstellt wird. Das finanzielle Risiko liegt somit nicht alleine beim Ausrichter. Wenn Du diesbezüglich Fragen hast, wende dich bitte an Kevin Glunz im DLV.

Beste Grüße, verbunden mit der Hoffnung das es uns allen weiterhin gesundheitlich gut gehen wird
Matthias
Dr. Matthias Reick
Vizepräsident Deutscher Leichtathletik-Verband

rote Markierung von Helmut Reitmeir